Verhaltensbiologie für Hundetrainer – eine Einführung

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Testumfang: 10 Fragen
Testkategorien: Sachkunde Hund
Zeitlimit: 5 Minuten

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Welche Hunde können laut §3 Landeshundegesetz NRW zu “gefährlichen Hunden” werden?

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Welche Bedeutung hat die abgebildete Kopfhaltung?

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Wie lange ist eine Tollwutimpfbescheinigung in Deutschland gültig?

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Wie lange ist eine Hündin tragend?

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Was sind die wichtigsten Futterbestandteile für Hunde?

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Wie lernt ein Hund?

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Welche Bedeutung hat die abgebildete Körperhaltung?

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Welche Bedeutung hat die abgebildete Körperhaltung?

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Welche Art von Erreger verursacht Tollwut?

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Ein großer, fremder Hund ohne Besitzer kommt auf deinen kleineren Hund zugelaufen. Was tust du?

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Komplettpaket

Hunde und Menschen leben seit vielen Tausend Jahren eng zusammen – allerdings birgt diese besondere Nähe auch die Gefahr, dass es zu Missverständnissen oder Problemen zwischen den Sozialpartnern kommt. Denn trotz aller Gemeinsamkeiten und Anpassungen über die lange Entwicklungsgeschichte bleibt der Hund ein Hund mit seinen ganz eigenen Verhaltensweisen und Haltungsansprüchen.

Im besten Fall suchen Hundehalter dann Hilfe bei Fachleuten, die sich mit Hunden besser auskennen als sie, um eine Lösung für ihre Probleme zu finden. Daher sind umfassende Kenntnisse der Verhaltensbiologie für Hundetrainer eine unerlässliche Grundvoraussetzung, um die von ihnen betreuten Mensch-Hund-Gespanne erfolgreich anzuleiten.

 

Die Verhaltensbiologie der Hunde

Hunde sind sehr soziale Lebewesen und bevorzugen das Leben innerhalb eines stabilen und strukturierten Rudels. Diese soziale Organisation erfordert die Fähigkeit, sich einzufügen und anzupassen, damit jedes Rudelmitglied seine Aufgabe innerhalb der Gruppe verlässlich übernehmen kann.

Die innerartliche Kommunikation ist somit immens wichtig und erfordert ein umfangreiches Repertoire an Ausdrucksmitteln, die von jedem Artgenossen auch verstanden werden müssen. Mag das zwischen Hunden schon nicht immer ganz einfach sein, da sich unsere heutigen Hunderassen in zahlreichen äußeren Merkmalen teilweise erheblich unterscheiden, so gibt es zwischen Hunden und Menschen umso mehr Potential für Missverständnisse.

Im Fachgebiet „Verhaltensbiologie der Hunde“, einer Teildisziplin der wissenschaftlichen Biologie, geht es darum, ein möglichst umfassendes und vollständiges Ethogramm vom Hund zu erstellen, also eine Katalogisierung aller Verhaltensweisen und Ausdrucksmittel vorzunehmen, die bei Hunden zu beobachten sind.

Sinnvoll ist es dabei, diese zahlreichen Beobachtungen in sogenannte Funktionskreise zu unterteilen, die auch bei anderen Tierarten vorkommen. Als Funktionskreise gelten beispielsweise das Sozialverhalten (z.B. Kommunikation, Spielen), stoffwechselbedingtes Verhalten (z.B. Nahrungsaufnahme), Orientierungs- oder Fortpflanzungsverhalten.

 

Ethogramm beim Hund

In dieser Übersicht werden wir uns auf solche Funktionskreise und Verhaltensweisen konzentrieren, die für das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund besondere Bedeutung haben:

Körpersprache_Hund

Körpersprache des Hundes

Hunde sprechen nicht mit Worten, dennoch verfügen sie über ein extrem umfangreiches Repertoire an Ausdrucksmitteln für die Kommunikation mit Artgenossen und Menschen. Tatsächlich ist es wissenschaftlich belegt, dass Hunde über die lange Zeit des Zusammenlebens ganz eigene Strategien entwickelt haben, um ihre Bedürfnisse und Wünsche speziell ihrem Menschen gegenüber zu verdeutlichen.

Allerdings kommt es aufgrund zuchtbedingter Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes bei zahlreichen Hunderassen zu mancher Einschränkung dieser Ausdrucksmittel, wodurch die richtige Deutung sowohl durch Artgenossen als auch durch menschliche Beobachter nicht immer ganz einfach ist.

Optisches Ausdrucksverhalten des Hundes

Dies ist das wichtigste Kommunikationsmittel des Hundes, bei dem der gesamte Körper eingesetzt wird. Vor allem die jeweilige Haltung von Ohren, Kopf, Fang und Rute sind dabei aussagekräftig und geben die aktuelle Stimmungslage des Tieres wieder:

Neutral:

Körpergewicht auf alle vier Gliedmaßen verteilt, Kopfhaltung entspannt, Fang eventuell leicht geöffnet und Zunge hechelnd, Ohren nach vorne-außen gedreht auf breiter Basis, Rute locker hängend


Aufmerksam:

Körpermuskulatur leicht angespannt, Kopf nach vorne, Fang geschlossen, Ohren nach vorne gerichtet, Rute leicht angehoben und wedelnd


Selbstsicher:

Körperhaltung aufgerichtet, Gewicht auf Vordergliedmaßen, Muskulatur angespannt, Kopf hoch erhoben, Fang geschlossen, Ohren auf breiter Basis nach vorne gerichtet, Rute hoch erhoben und wedelnd


Unsicher:

Körperhaltung leicht geduckt, Gewicht auf Hintergliedmaßen, Kopf gesenkt, Ohren nach hinten gerichtet, Rute tief getragen, eventuell Rückenhaare leicht gesträubt


Ängstlich:

Körperhaltung geduckt, Gliedmaßen eingeknickt, Kopf eingezogen, Ohren nach hinten eng angelegt, Rute unter den Bauch gezogen, Mundwinkel nach hinten gezogen, Blickkontakt wird gemieden


Imponierend:

Gliedmaßen steif, Kopf hoch erhoben, Ohren nach vorne auf schmaler Basis, Rute hoch erhoben, leicht pendelnd, Blick abgewendet, eventuell gesträubtes Nackenfell


Drohend (offensiv):

Sehr steifer Gang bei maximal gestreckten Gliedmaßen, Kopf auf Rückenlinie gesenkt, Fell an Hals und Nacken gesträubt, Ohren vorne über dem Kopf zusammengezogen, Rute hoch und ruckartig wedelnd, Blick fixiert das Gegenüber, Lefzen im vorderen Schnauzenbereich hochgezogen, Zähne gefletscht


Drohend (defensiv):

Körperhaltung geduckt, Kopf nach unten gezogen, Ohren eng nach hinten am Kopf angelegt, Rute unter den Bauch gezogen, Zähne mit langen, spitzen Mundwinkeln bis zu den Backenzähnen entblößt, Haare an Nacken und Rücken aufgestellt


Unterwürfig (passiv):

Körperhaltung extrem geduckt oder Rückenlage, Blick abgewandt, Ohren nach hinten unten gedreht, Stirnhaut glatt und straff bei weit nach hinten gezogenen Maulwinkeln (= welpenhafter Gesichtsausdruck), Rute weit unter den Bauch gezogen


Unterwürfig (aktiv):

freundlich-defensive Kontaktaufnahme mit Stupsen, Wedeln, Lecken, Pföteln, geduckte Körperhaltung oder Rücklage, wedelnde Rute


Spielerisch:

Vorderkörper gesenkt, Vorderbeine nach vorne gespreizt, Hinterkörper nach oben mit wedelnder Rute, Ohren aufgerichtet, Kopf tief oder schief gehalten, Fang eventuell geöffnet und hechelnd, teilweise Bellen (= Vorderkörper-Tiefstellung)


Glücklich, wohlfühlend:

Im Gegensatz zu allen Wildcaniden zeigen Hunde ein sogenanntes „Lachen“ oder Lächeln, wenn sie sich sehr wohl fühlen, indem sie die Lefzen bei entspannter Haltung mehrfach kurz nach hinten ziehen; diese Verhaltensweise haben Hunde sich bei uns Menschen abgeguckt.

(Bei Hunden mit anatomischer Ähnlichkeit zum Wolf mit geraden Gliedmaßen, langem Fang, Stehohren und langer Rute; bei Rassen mit kurzen, krummen Beinen, verkürzter Nase, langen Schlappohren, Stummelschwanz oder langem Fell ist optisches Ausdrucksverhalten des Hundes ungleich schwieriger zu deuten)

Akustisches Ausdrucksverhalten des Hundes

Hunde haben ihr akustisches Ausdrucksverhalten im Gegensatz zum Wolf erheblich erweitert:

Bellen:

vielfältig eingesetzt (Begrüßung, Erschrecken, Drohen, Warnen, Verteidigung, Spielen, Aufregung)

Winseln, Fiepen:

bei Unwohlsein, Angst, Schmerzen, Verlassenheitsgefühl, aber auch großer Freude

Schreien:

starke Schmerzen, große Angst, plötzliches Erschrecken

Wuffen:

Warnung, geht oft in lautes Bellen über

Knurren:

Warnung in Verbindung mit Drohverhalten, aber auch spielerisch

Heulen oder Jaulen:

im Gegensatz zu Wölfen kein häufiges Kommunikationsmittel, eher vereinzelt bei Trennungsangst, Langeweile, Geschlechtstrieb, auch Mitheulen bei Sirene, Martinshorn etc.

Taktile und olfaktorische Kommunikation zwischen Hunden

Hunde, die sich gut kennen oder im Sozialverband miteinander leben, kommunizieren auch durch Berührungen wie Stubsen, Knabbern, Lecken oder Kontaktliegen. Stimmt das Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Halter, ist auch hier der Körperkontakt sehr wichtig.

Ebenso spielen Gerüche eine wichtige Rolle zwischen Hunden, die sich bei Begegnungen meist intensiv beschnuppern. Da die Vierbeiner etwa eine Million mal besser riechen können als wir Menschen, funktioniert diese Form der Kommunikation nur in einer Richtung – denn tatsächlich können Hunde auch am Geruch erkennen, wie es ihrem Menschen aktuell geht.

Spielverhalten bei Hunden

Spielen dient bei Welpen und Junghunden der Einübung unterschiedlicher Verhaltensweisen wie Kommunikation mit Artgenossen /Menschen und der Verbesserung sozialer Kompetenzen. Auch viele erwachsene Hunde lieben es, zu spielen, sofern sie sich wohlfühlen. Großer Stress, Krankheit oder schlechte Haltungsbedingungen führen dagegen zur Einstellung des Spielverhaltens.

Im Spiel zeigen Hunde deutlich überspitzte und sich häufig wiederholende Bewegungsabläufe, wechseln extrem schnell zwischen unterschiedlichen Stellungen und übertreiben Gestik und Mimik deutlich. Sehr beliebt sind Rennspiele mit Jäger und Gejagtem, wobei die Rollen immer wieder wechseln können. Kontaktspiele erinnern an ein Ringen, bei dem ebenfalls mal der eine, mal der andere Spielpartner die Oberhand hat. Zerrspiele gibt es zwischen Hunden oder mit Menschen ebenfalls sehr häufig.

Auch alleine können Hunde intensiv spielen, meist mit einem Objekt wie Ball, Seil, Stöckchen oder anderem Spielgegenstand. Im Training kann die Spielfreude des Hundes sehr gut zur Belohnung genutzt werden, wenn nach erfolgreich absolvierter Übung eine kurze Spielsequenz mit dem Lieblingsspielzeug eingebaut wird.

Aggressionsverhalten bei Hunden

Vieles im Aggressionsverhalten ist stark ritualisiert und nicht primär darauf ausgerichtet, den Gegner ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten. Außerdem muss unterschieden werden zwischen defensiver und offensiver Aggression.

Defensives Drohen, Abwehr-Schnappen oder Angstbeißen zeigt ein Hund, der sich unterlegen fühlt oder in eine Ecke ohne Fluchtmöglichkeit gedrängt wird. Es wird oft untermalt von fauchendem Knurren bis hin zu lautem Schreien. Die Mimik des Tieres zeigt alle Zeichen der Unsicherheit, der Hund versucht, durch Unterwürfigkeitsgesten den überlegenen Gegner zu beschwichtigen und einen Ernstkampf zu vermeiden.

Dominantes Drohen wird in vielen Fällen in gehemmter Form gezeigt, indem der Gegner mimisch offensiv bedroht und mit dem Körper kräftig angerempelt oder auch niedergedrückt wird. Der überlegene Hund beißt auch, allerdings mit sehr geringer Verletzungsintention, beispielsweise in die Luft oder ins Fell des anderen. Unterwirft sich der Gegner, endet ein solcher sogenannter Kommentkampf, der mit lautem Knurren und Bellen ausgetragen wird, in aller Regel ohne schwere Verletzungen.

Ungehemmtes Angriffsverhalten dagegen hat die Verletzung oder gar Tötung des Gegners zum Ziel und erfolgt meist lautlos. Der überlegene Hund greift unter massivem Einsatz der Zähne an, beißt zu, schüttelt den Gegner und lässt sich durch Unterwürfigkeitsgesten nicht beschwichtigen.

Jagdverhalten bei Hunden

Der Jagdinstinkt ist bei allen Caniden als Bestandteil des Funktionskreises „stoffwechselbedingtes Verhalten / Nahrungsbeschaffung“ vorhanden. Allerdings hat die gezielte Zucht von Hunderassen für ganz bestimmte Verwendungszwecke dazu geführt, dass dieser Instinkt in bestimmte Sequenzen unterteilt werden kann, die nicht alle von jedem Hund auch gezeigt werden.

Zum Verhaltenskomplex der Jagd gehören das Aufspüren, Orten und Anpirschen, Fixieren, Verfolgen bzw. Hetzen, Stellen, Packen, Schütteln und Reißen der Beute. Während viele speziell für die Jagd gezüchtete Rassen sehr selektiv nur bestimmte Sequenzen zeigen (z.B. Vorstehen, Aufspüren, Hetzen, Apportieren), kann bei anderen, nicht so spezialisierten Hunden durch gewisse Auslöser ein ursprüngliches Jagdverhalten ausgelöst werden, das nicht erwünscht ist. Umlenken lässt sich dieser Trieb aber zum Beispiel auf Apportierspiele mit Ball oder Wurfholz.

Auch das Hüten und Treiben von Herden durch Hunde entspringt dem Jagdverhalten, daher neigen sehr viele Hütehundrassen zum Jagen, wenn sie nicht sehr gut trainiert und ausgelastet werden. Mit Aggressionsverhalten hat das Jagen des Hundes nichts zu tun.

Verwendete Quellen:

del Amo, C. / Theby, V.: Handbuch für Hundetrainer, Ulmer-Verlag 2011, 2017
Feddersen-Petersen, D.: Hundepsychologie, Kosmos-Verlag 1989
Pankatz, H.: Vier Pfoten zum Glück, Ufer-Verlag 20

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