Hunde sind hochsoziale Lebewesen, die in besonderer Weise von uns Menschen abhängig sind. Um ihren Bedürfnissen und Ansprüchen an eine artgerechte Haltung und Erziehung gerecht zu werden, bedarf es einiger grundlegender Kenntnisse.
Bestenfalls lässt sich ein frisch gebackener Hundehalter von einem Profi anleiten und holt sich Tipps in einer guten Hundeschule oder zumindest durch die Lektüre hochwertiger Fachliteratur.
Als Hundehalter übernimmt man die Verantwortung für ein Tier, das im Durchschnitt zwischen 10 und 15 Jahre alt wird, und verpflichtet sich auch vor dem Gesetz, Schmerzen, Leiden und Schäden von ihm abzuwenden.
Hundehaltung
Bereits vor der Anschaffung eines Hundes sollte sich der zukünftige Hundehalter umfassend informieren und folgende wichtige Fragen beantworten:
Habe ich Zeit für den Hund?
Hundehaltung ist zeitaufwendig. Mehrmals täglich muss ein Hund die Möglichkeit zur Verrichtung seiner Geschäfte bekommen, bestenfalls wird er dazu spazieren geführt. Auch Fütterung und Körperpflege, Hundeerziehung und Beschäftigung brauchen Zeit – mindestens eine Stunde am Tag sollte für den Hund eingeplant werden.
Vor allem für die gesunde Welpenentwicklung sind Sozialkontakte und konsequente Erziehung unerlässlich. Alleine zu sein widerspricht der Sozialstruktur des Hundes und muss bei Welpen langsam trainiert werden, um schwerwiegende Verhaltensstörungen zu vermeiden.
In die Urlaubs- und Freizeitgestaltung muss der Hund ebenfalls einbezogen werden. Reisen mit Vierbeiner erfordern eine andere Planung, verursachen teils höhere Kosten, und viele Ziele sind mit Hund schlicht nicht erreichbar. Alternativ sollte eine verlässliche Unterbringungsmöglichkeit für das Tier organisiert werden.
Kann ich mir einen Hund leisten?
Hundehaltung ist teuer. Neben dem Anschaffungspreis für den Hund und die Erstausstattung (Hundebett, Futternäpfe, Leine, Halsband oder Geschirr, Transportbox, Spielzeug) entstehen regelmäßige Kosten für Futter und Leckerli, Gesundheitsprophylaxe, Steuern und Versicherungen.
Hinzu kommen Kosten für tierärztliche Behandlungen, den Besuch einer Hundeschule, die eventuelle Unterbringung in einer Tierpension bei Verhinderung oder Pflegemaßnahmen durch einen Hundefriseur. Statistisch gesehen entstehen Kosten zwischen 1000 und 2000 Euro pro Jahr.
Kann ich den Hund erziehen?
Unter natürlichen Bedingungen leben Hundeartige in einem stabilen Rudel mit klar definierter Rangordnung. Um sich geborgen und sicher zu fühlen, benötigt ein Haushund die souveräne Anleitung durch seinen Menschen. Werden ihm keine klaren Grenzen gesetzt und Regeln aufgestellt, reagiert ein Hund entweder verunsichert und gestresst oder fühlt sich verpflichtet, selber eine Führungsrolle im Rudel einzunehmen.
Neben Kenntnissen über das Ausdruckserhalten von Hunden sind Selbstsicherheit, Konsequenz und liebevolle Geduld wichtige Voraussetzungen für einen zukünftigen Hundehalter. Andernfalls entstehen schnell sogenannte Problemhunde, die durch aggressives oder überängstliches Verhalten auffallen.
Ist meine Wohnsituation geeignet?
In Mietwohnungen ist die Haltung von Hunden in der Regel von der Zustimmung des Vermieters abhängig. Eigentümergemeinschaften regeln ebenfalls die Hundehaltung in ihrer Hausordnung. Widerrechtlich angeschaffte Hunde müssen schlimmstenfalls wieder entfernt werden.
Stimmt das Umfeld und gibt es in erreichbarer Nähe ausreichend Grünanlagen, kann auch in der Stadtwohnung die Hundehaltung artgerecht sein. Manche Rassen sind allerdings ungeeignet, wenn viele Treppen zu überwinden sind, auch das sollte bedacht werden. Im Einfamilienhaus mit eigenem Garten sollte dieser hundegerecht gestaltet und ausbruchsicher eingezäunt sein, sofern der Vierbeiner unbeaufsichtigt Zugang dazu hat.
Sind alle Mitbewohner einverstanden mit der Hundehaltung?
Die geplante Hundehaltung sollte allen Haushaltsmitgliedern recht sein und gerecht werden. Vorbehalte oder gar Angst vor Hunden müssen im Vorfeld besprochen und ausgeräumt werden. Auch gesundheitliche Einschränkungen wie bspw. Allergien sind zu bedenken.
Kinder müssen von Erwachsenen im Umgang mit dem Hund angeleitet und beaufsichtigt werden. Eine (erwachsene) Person muss die Verantwortung für die Versorgung und Pflege des Tieres tragen, dazu sind Kinder bis zu einem gewissen Alter nicht selbstständig in der Lage.
Hundeerziehung
Die artgerechte Erziehung eines Hundes durch seinen Menschen ist für ein verträgliches Miteinander immens wichtig – das gilt sowohl bei Anschaffung eines Welpen als auch bei Übernahme eines bereits ausgewachsenen Vierbeiners.
Für die artgerechte Haltung und erfolgreiche Erziehung von Hunden sind neben einer grundsätzlich positiven Einstellung den Tieren gegenüber vor allem drei Voraussetzungen wichtig:
- Sensibilität und Zuwendung im Umgang
- Geduld im Training
- absolute Konsequenz bei der Umsetzung
Zudem sollten umfassende Kenntnisse über das vielfältige Ausdrucksverhalten von Hunden, deren Lernvermögen und die moderne, artgerechte Methodik der Hundeführung vorhanden sein.
Wie Hunde lernen
Man unterscheidet grundsätzlich zwei unterschiedliche Formen des Lernens bei Welpen und erwachsenen Hunden:
Klassische Konditionierung (= Lernen durch Verknüpfung): Der Hund verknüpft unbewusst bestimmte Reize mit Handlungen oder Ereignissen, so dass schließlich der Reiz alleine ein bestimmtes Verhalten bei ihm auslöst.
Beispiel: Mensch greift nach Leine, Hund weiß: „Jetzt geht es raus“
Operante oder instrumentelle Konditionierung (= Lernen durch Erfahrung): Der Hund lernt ganz bewusst durch Erfahrung. Bestenfalls wird ein gewünschtes Verhalten des Hundes immer und unmittelbar belohnt, dann wird er lernen, dieses Verhalten positiv mit der Belohnung zu verknüpfen und in der Zukunft ganz bewusst auszuführen, um wieder belohnt zu werden.
Beispiel: Mensch gibt das Kommando „Sitz“, Hund setzt sich hin und erhält augenblicklich und noch während er sitzt ein Leckerli.
Auch Misserfolg fällt unter die operante Konditionierung: Wird ein unerwünschtes Verhalten des Hundes nicht belohnt, sondern vollständig ignoriert, wird er lernen, dieses Verhalten nicht mehr auszuüben.
Beispiel: Mensch greift zur Leine, Hund jault und tobt übermütig zur Haustür, Mensch steckt Leine ein und wendet sich ab. Erst wenn der Hund ruhig ist, geht es nach draußen.
Grundlagen des Trainings
Jeder Hund sollte einen gewissen Grundgehorsam erlernen, damit er sich sicher in der Öffentlichkeit bewegen kann und keine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt. Dazu gehören die folgenden Grundübungen:
- Herankommen auf Ruf
- Hinsetzen
- Hinlegen
- Am Platz bleiben
- Leinenführigkeit
- Stoppen auf Zuruf
- Handlung unterbrechen
- Etwas hergeben
Im Zuge der operanten Konditionierung muss der Hund zunächst lernen, welches Verhalten von ihm jeweils erwartet wird. Dazu wird jede Übung mit einem bestimmten Kommando (Wort und/oder Zeichen) verknüpft und der Vierbeiner immer augenblicklich mit einem Leckerli belohnt, sobald er das gewünschte Verhalten auf das entsprechende Kommando ausführt.
Bis ein Kommando sicher funktioniert, sind zahlreiche Wiederholungen und auch zuweilen eine Steigerung in der Wertigkeit der Belohnung notwendig. Je sicherer der Hund schließlich das Kommando beherrscht, desto eher kann das Leckerli gegen ein verbales Lob oder eine Streicheleinheit ausgetauscht werden, bis die Übung auch ohne Leckerli im Alltag klappt.
Vor allem in der Welpenentwicklung müssen Übungen langsam aufgebaut und gesteigert werden, um den Hund nicht zu überfordern. Aber auch ein erwachsener Hund benötigt zum Erlernen eines neuen Kommandos oder einer neuen Übung Zeit und den Anreiz einer Belohnung.
Auch wenn im Alltag der Grundgehorsam eines Hundes auch ohne Leckerli und ausgiebige Belohnung abrufbar sein sollte, halten kleine Übungen zwischendurch, das Einüben neuer Varianten und die überraschende Belohnung eines eigentlich selbstverständlichen Verhaltens die Lernfreude des Hundes aufrecht und stärken zudem die enge Bindung zwischen Mensch und Vierbeiner.
Problemverhalten – Problemhunde
Vor allem dann, wenn Probleme im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund auftreten, sind professionelle Tipps und Anleitungen besonders wichtig, um bestenfalls Missverständnisse auszuräumen, mögliches Problemverhalten zu korrigieren und so einer Abgabe des Hundes vorzubeugen.
Zu den häufigsten Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden zählen:
- Aggressionsverhalten (gegenüber Menschen, Artgenossen, anderen Tieren)
- Dominanzverhalten (innerhalb der eigenen Familie, gegenüber anderen Hunden)
- Nervosität / Ängstlichkeit
- Unerwünschtes Jagdverhalten
- Zerren an der Leine
- Allgemeiner Ungehorsam
- Unausgeglichenes Verhalten, Hyperaktivität
In den meisten Fällen sind solche Probleme auf einen falschen oder unsachgemäßen Umgang mit dem Hund zurückzuführen. Echte Verhaltensstörungen aufgrund von organischen Erkrankungen oder grundlegend negativen Erfahrungen während der Prägephase sind selten, kommen aber ebenso vor und bedürfen spezieller fachkompetenter Behandlung.